Brief aus dem Laub

Brief aus dem Laub
Brief aus dem Laub

Brief aus dem Laub

Ich schrieb dir einst 
im Oktoberlicht,
als die Bäume
wie alte Freunde flüsterten.

Mein Brief liegt noch dort –
zwischen Wurzeln,
in feuchtem Laub,
vergessen von der Zeit.

Die Tinte war feucht,
mein Herz war kalt.
Ich bat dich,
nicht zu kommen.
Du kamst.

Jetzt spricht der Wind
in deiner Stimme,
und jedes Blatt
kennt deinen Namen.

Ich höre dich nachts
im Knarren der Dielen,
im Tropfen der Uhr,
im Schweigen der Tür.

Wenn du gehst,
nimm nichts mit.
Nicht den Brief.
Nicht mich.

© Christopher Steffler


Von innen

Von innen
Von innen

Von innen

Du wachst auf. 
Nicht weil du musst.
Weil etwas dich ansieht.

Die Tür ist zu.
Aber der Spalt ist da.
Er war gestern nicht da.

Die Wände sind näher.
Nicht viel.
Nur genug,
dass du es spürst.

Dein Atem beschlägt den Spiegel.
Du drehst dich weg.
Der Spiegel nicht.

Unter dem Bett
liegt nichts.
Aber es atmet.

Die Fenster sind blind.
Doch draußen steht jemand.
Nicht vor dem Glas.
Davor.

Du schreist.
Aber nur innen.
Denn draußen
ist jetzt auch dort.

Und die Türen?
Sie öffnen sich.
Von innen.

© Christopher Steffler